Tag 8
Hurra, ich habe jetzt eine eigene Gesichtsmaske. Meine Frau erinnerte sich, dass wir die Dinger auch in unserer Beauty-Farm verwenden und mit nach Hause gebracht. Normalerweise bei der Pediküre genutzt werden die Dinger von mir jetzt zweckentfremdet. Wie das Leben so spielt: Der Weg vom Nagelpilz zur Influenza kann wahrhaft kurz sein. Eine unglaublich interessante medizinische Entwicklung. Derart anspruchsvolle wissenschaftliche Überlegungen bahnen sich ihren Weg in meine Gehirnwindungen als ich mir das Ding über mein Gesicht stülpe. Ich setzte mich vors Haus und sinniere vor mich hin. Ich denke, also bin ich (virenfrei) ! Wie dereinst der französische Philosoph Rene Descartes (1596-1650) schon sagte. Wenn der allerdings damals gewusst hätte wie seine Philosophie von mir später missbraucht wird, wäre er wahrscheinlich noch früher gestorben als er es sowieso schon tat.
Der Bücherlieferdienst versorgt mich mit neuem Material ( Nick Hornby: ,,Keiner hat gesagt, dass du ausziehen sollst“, Autobiografie der New Wave-Ikone Debbie Harry, Matthias Brandt: ,,Blackbird“.) Der Lieferboy sieht aus wie dem Horror-Schocker ,,Quarantäne“, einem Meilenstein des Kino-Trashs entsprungen. Vollkommen eingehüllt in Schutzkleidung mit einem kleinen Sehschlitz zum Rausschauen. Er brabbelt irgendwas, was ich nicht verstehe. Wie auch? Sein Mund ist ja vollkommen zugetaped. Geliefert wird per Fahrrad mit einem angehängten Leiterwagen. Respekt! Erstaunlich zu welchen sportlichen Leistungen manche Menschen trotz mangelnder Luftzufuhr fähig sind. Meiner Meinung nach war der Mensch gedopt. Was solls? Der Zweck heiligt hier definitiv die Mittel. Außerdem: Die Teilnehmer an der Tour de France helfen auch alle etwas nach, um in Höchstgeschwindigkeit die Berge hochklettern zu können. Nur führen die keine Bücher mit sich. Umso bemerkenswerter ist die action meines Lieferanten. Respekt! Der Abend verläuft ruhig. Bin irgendwie müde. Ich glaube das kommt vom vielen Denken!