Tag 21
Nachdem ich mich erst gestern mit dem variantenreichen Kontrollsystem der italienischen Obrigkeit beschäftig habe gibt es heute schon ein praxisnahes (und erfreulicherweise sehr menschliches) Beispiel für die Vorgangsweise der Corona-Polizei. Meine Frau ist heute auf dem Weg von unserem Haus ins Hotel in das engmaschige Netz des uniformierten Carabinieri- Systems geraten. Zwei rassige Vertreter ihrer Zunft zeigten sich meiner Gattin gegenüber charmant und hilfsbereit, wie das in Italien so üblich ist, wenn Männer auf attraktive Frauen treffen. Nachdem sich herausgestellt hatte, dass meine Frau rechtmäßig unterwegs war (noch dazu in einer italienischen Institution auf vier Rädern, einem Fiat 500) geriet man sogar ins zwanglose, entspannte Plaudern. Über den aktuellen Zustand der Welt, über die Gefahr von Corona und - wie sollte es in Italien anders sein - über die holde Weiblichkeit. Einer der beiden Gesetzeshüter offenbarte meiner Angetrauten sogar, dass er sich erst jetzt zu Corona-Zeiten so richtig bewusst geworden sei welch engelsgleiches Wesen er geehelicht habe. Bis dahin habe man aufgrund der wenig kompatiblen Arbeitszeiten oft nebeneinander her gelebt. Jetzt verbringe man viel mehr Zeit miteinander. Wunderbar! Als ich die Geschichte von meiner Frau erfuhr kullerte einige Tränchen über meine Wangen. ,,Die Liebe in den Zeiten von Corona“, welch romantische Episode. Sofort fiel mir Gabriel Garcia Marquez, der kolumbianische Literatur-Nobelpreisträger mit seinem Mammutwerk ,,Die Liebe in den Zeiten der Cholera“ aus dem Jahr 1985 ein. Liebe, Literatur, Zusammengehörigkeit… Wahrhaft große Momente in der harten aktuellen Zeit. Und das sogar in Polizei-Kreisen!