Tag 19
Habe heute mal richtig Ordnung in meiner sehr umfangreichen Bibliothek geschafft. Alle Regale ausgeräumt und die Bücher nach Autoren bzw. nach Fachbereichen wieder eingeordnet. Bei einigen tausend Exemplaren keine geringe Arbeit. Übersät von Wollmäusen und etwas irritiert durch das Gefühl mir soeben eine Staublunge zugelegt zu haben blicke ich trotzdem voller Stolz auf das grandiose Werk. Ohne Isolation hätte ich diese Beschäftigung wohl auf den St. Nimmerleinstag verschoben. Nicht mal die heftigen Husten-Attacken (Staub nicht Corona) vermochten es mir meine erfolgreiche Tätigkeit zu verleiden. Schade, dass ich nicht mehr rauche. Wäre jetzt eine wunderbare Gelegenheit gewesen die Nikotin-Zufuhr mit der Staub-Attacke zu entschuldigen. Hat mal jemand eine Marlboro für mich?
Beim Einkauf im Supermarkt bemerke ich eine leichte Nervosität unter den Kunden. Ein älterer Mann kämpft verbal mit einem weiteren Konsumenten um die letzten Zitronen. Aggressive Stimmung macht sich im Laden breit! Freue mich schon auf das Zitronen-Wrestling bevor der Schiedsrichter (der Ladeninhaber) die beiden Parteien voneinander trennt und auf eine Kiste neueingetroffener Zitrusfrüchte verweist. Spielverderber! Ein klein wenig Abwechslung hätte in diesen ereignislosen Tagen gut getan. Die Beteiligten hätten sich ein Beispiel an einer Kundin in einem deutschen Geschäft nehmen sollten, die von der Polizei verhaftet worden war, nachdem sie aufgrund von gravierenden Toilettenpapier-Engpässen im Laden zu randalieren begonnen hatte. So schaut Unterhaltung in Corona-Zeiten aus. RTL war natürlich mit einem Kamera-Team vor Ort. Daher rührt auch meine Information. Investigativer Journalismus a la bonne heure. Das schreit nach dem deutschen Fernsehpreis.
In meinem Laden wurden leider keine Filmaufnahmen durchgeführt. Schade, sonst hätte man auch die Dame an der Wursttheke mit ins Bild nehmen können, die vom Scheitel bis zur Sohle vollkommen in Schutzkleidung gehüllt, die Salami ohne Handschuhe in Scheiben schnitt. Was soll man dazu noch sagen? Ach ja, genau:
Willkommen in Absurdistan!