Spannend reisen!
Bombig reisen! Von Sternen, Supermärkten und cooler Technik
Man kennt die Situation aus vielen Actionfilmen, vorzugsweise mit alten Recken wie Bruce ,,Stirb langsam“-Willis , Sylvester ,,Rambo“ Stallone oder für die Generation noch außerhalb der Geriatrie-Abteilung eventuell dem ,,Pretty Hollywood-Boy“ Ben Affleck in den Hauptrollen: Irgendwo hat irgendein Bösewicht eine Bombe versteckt und die 80er-Jahre Digitalanzeige zeigt die rückwärts laufende Zeit am Zünder an, die zur ultimativen Katastrophe führen könnte. Im Wettlauf mit der Zeit und unter Anspannung sogar der stählernsten Nerven schafft es der Held dann in letzter Sekunde sich und noch ein paar Zeitgenossen vor dem existenzgefährdenden Bums zu retten.
Genau so ging es mir jüngst auf meinem Weg nach Wien im Zuge dessen ich mein Kind aus dem Corona- Lockdown befreien und nach Hause holen wollte. Schon allein dieser Plan hatte etwas von einer Heldentat. Die Überquerung der zum damaligen Zeitpunkt noch eingefrorenen europäischen Grenzen, die Auseinandersetzung mit den gefährlichen österreichischen Grenzbeamten und nicht zuletzt die drohende Konfrontation mit dem tückischen Virus selbst, das (möglicherweise…) unsichtbar neben meinem Fahrzeug auf der Autobahn dahinraste.
Die größte Gefahr waren allerdings nicht die gerade erwähnten Reiseumstände. Nein! Bei weitem nicht. Das Damoklesschwert das über mir schwebte bzw. sich heimtückisch unter mir aufgerichtet hatte war mein eigenes Fahrzeug. Unter meinem Allerwertesten tickte eine sprichwörtliche Zeitbombe. Aus heiterem Himmel erschien im Cockpit meines Mercedes-Busses nämlich plötzlich ein Warnsignal mit dem Hinweis, dass mir ab diesem Zeitpunkt noch 800 km zur Verfügung stünden, bevor das Fahrzeug seine Weiterfahrt automatisch und ohne mit mir Rücksprache zu halten einstellen würde.
Unglaublich, aber wahr! In welchen Zeiten leben wir eigentlich? Jetzt gibt es schon die Revolution der Maschinen! Ich halt’s nicht aus!
Das einzige was mich in diesem Zusammenhang an die ehemals berühmte deutsche Automobil-Wertarbeit erinnerte war die Präzision der bedrohlichen Km-Angabe.
Ein wahrlich schwacher Trost!
Zu diesem Zeitpunkt befand ich mich gerade auf der Höhe der berühmten niederösterreichischen Großstadt St. Pölten, die ich bislang trotz vieler Fahrten nach Wien verschmäht hatte. Nun war der richtige Zeitpunkt für einen Abstecher aber gekommen. Vor allem weil sich dort eine Mercedes-Werkstätte befand.
Um es kurz zu machen: Der Aufenthalt in St. Pölten stand unter keinem besonders guten (Mercedes)-Stern. Der Werkstätten-Inhaber war Freitag Abends nicht mehr sonderlich motiviert und in der Summe leider Gottes auch nicht besonders fähig. Nach dreistündiger Wartezeit, einem Abstecher im nahen Hofer-Supermarkt ( ein herausragender kultureller Hot-Spot der Stadt) sowie dem Genuss mehrerer Tassen dünnen österreichischer Kaffees bekam mein Problem einen Namen: Kaputte Sonde des AD-Blue-Betriebssystems . Die Konsequenz in Anbetracht des bevorstehenden Wochenendes und der daraus folgenden Unmöglichkeit einer schnellen Reparatur des Autos : Weiterfahrt nach Wien (knapp 70 km) und Rückfahrt nach Südtirol (630 km) mit der tickenden Bombe , deren Symbol mich höhnisch vom Auto-Display anlachte, unterm Gesäß.
Irgendwie Sch…!
Schlussendlich schaffte ich es gerade noch bis nach Hause und dann noch bis zur Mercedes-Werkstatt nach Bozen. Leicht angepisst und zugegebener Weise etwas irritiert. Dass sich ein Fahrzeug mit seiner automatisierten Elektronik über den menschlichen Willen (besonders meinen…) gestellt hatte konnte ich nur schwer akzeptieren. Würde Bruce Willis übrigens sicher genauso sehen.
Musikalischen Trost spendeten mir im Auto folgende Alben:
Ghostpoet: ,,I grow tired but dare not fall asleep”
The Strokes: ,,The new abnormal”
Einstürzende Neubauten: ,,Alles in Allem“