Sunday, bloody Sunday: Auf einen Trip ins Krankenhaus
Vergangenen Sonntag war es soweit. Nach längerer Abstinenz hatte ich wieder einmal die Gelegenheit der Notaufnahme im Meraner Krankenhaus einen kleinen Besuch abzustatten. Meine jüngste Tochter - während der Sommer Monate im Hotel Service beschäftigt - hatte sich mit einem Weinglas in ihre Hand geschnitten (ohne vorherigem Konsum des Inhalts wohlgemerkt) und rief
verzweifelt ihren Vater zu Hilfe. Selbstverständlich Grund genug sich zu später Stunde noch auf einen Trip in die Erste-Hilfe-Station zu begeben. In erster Linie um dem angeschlagenen Kind zur Seite zu stehen, aber natürlich war ich als selbsternannter Enthüllungs-Journalist auch sehr daran interessiert hinter die Mauern jener Stätte zu blicken, in der in den vergangenen Monaten mit dem bösen Corona-Virus gerungen worden war. Was würde mich dort erwarten? Welche Maßnahmen waren getroffen worden, um die Glut des Infektions-Herdes zu bändigen? Könnte ich in Zukunft beruhigt schlafen, wissend, dass ein fähiges Ärzteteam in meiner Heimatstadt das Virus im Würgegriff haben würde?
Fragen über Fragen, die auf positive Antworten warteten.
Und so verlief der kurze Aufenthalt in Südtirols ,,Emergency Room“:
Schon beim Eingang ins Krankenhaus wurden mein blutüberströmtes Kind und meine Wenigkeit gleich hektisch von zwei Wachmännern - Sorte Roadies bei Rock-Konzerten - voneinander getrennt. Klar, Infektionsgefahr… Da heißt es aufpassen! Sogar wenn man miteinander wohnt und gemeinsam im Auto vorgefahren kommt. Egal… Wir leben einfach in neuen, absurden Zeiten!
Nachdem ich mich mittels Personalausweis als Vater und somit Erziehungsberechtigter meines minderjährigen Sprösslings zu erkennen gegeben hatte und man mittels eines Pistolenartigen Thermometers meine Temperatur gemessen hatte, entspannte sich die Situation ein wenig. Offensichtlich war ich kein Corona-Terrorist und durfte somit mein blutendes Kind in das Innere des
Hospitals begleiten. Nachdem wir mehrere Hürden in den Gängen überwunden hatten, die mittels Plastikband-Absperrungen errichtet worden waren (Frage: Lassen Viren sich eigentlich von derartigen Barrieren stoppen?) fanden wir uns vor dem Zimmer des behandelnden Arztes wieder. Die Sitzgelegenheiten dort waren zwar etwa ungemütlich (in großen Teilen mit Plastikbändern
zugehängt…Haben die eigentlich Mengen-Rabatt für die Dinger bekommen?), aber da sonst niemand vor Ort waren konnten sich meine Tochter und ich auch auf 20 m Distanz brüllend miteinander verständigen.
Das Aufeinandertreffen mit dem behandelnden Arzt war herzlich und menschlich äußerst wertvoll. Der Mann war auch fachlich sehr kompetent. Obwohl wir ihn kaum verstanden, weil er ähnlich einer ägyptischen Mumie, von Kopf bis Fuß verhüllt war, beruhigte uns das Wenige, das aus seinem Pharaonen-Mund zu hören war sofort. Der Schnitt an der Hand meiner Tochter war weniger schlimm
als zunächst angenommen. Diese Tatsache machte mich dermaßen glücklich, dass ich sogar den verbotenen Besuch der Krankenhaus-Toilette (Ja, Sie raten richtig… mit Absperr-Bändern zugetaped) aushalten konnte. Um meine Blase ging es bei dem Krankenhaus-Besuch ja schließlich nicht. Die konnte ruhig noch ein, zwei Stündchen auf Entleerung warten. Was tut man als Vater und als gesundheitsbewusster, respektvoller Bürger nicht alles, um den gesellschaftlichen Anforderungen gerecht zu werden. Ohne Toilettengang mit Kontakt-Risiko wird die Corona-Kette zwischen den Krankenhaus-Besuchern möglicherweise eher unterbrochen. Erscheint mir einleuchtend! Auch wennes in diesem Fall etwas weh tat!
Nachdem wir noch ungewollt Zeugen einer massiven Auseinandersetzung zwischen einer erbosten Patientin und einer Berufs-müden Pflegerin geworden waren, welche beiderseits ihre Abneigung gegen Corona, die daraus folgenden Konsequenzen und der jeweils anderen Person zum Ausdruck brachten, traten meine Tochter und ich gegen Mitternacht trotzdem ziemlich fröhlich die Heimfahrt an.
Wir hätten uns kaum einen aufregenderen Sonntag- Abend als den Besuch des Meraner Krankenhauses wünschen können. Werde ich sicher wieder mal wiederholen. Außer ich habe was Besseres vor!
Auf der Fahrt nach Hause hörten wir ausschnittsweise folgende Alben:
Deep Purple: ,,Whoosh!“
Sophie Hunger: ,,Halluzinationen“
Bright Eyes: ,,Down in the weeds, where the world once was
Taylor Swift: ,,Folklore”