Rache-Axt kappt Warteschleife: Ein Wut-Traktat
Vor Beginn des heutigen Blogs möchte ich alle zartbesaiteten Leser warnen:
Achtung, ich bin richtig sauer!
Habe gerade mitansehen müssen, wie sich meine Frau kopfüber in eine Telefon-Warteschleife stürzte, um einen Arzttermin zu buchen und wäre daran beinahe selbst seelisch zugrunde gegangen.
Bin jetzt traumatisiert!
Und streitlustig!
Sollten Sie ein friedliebender Mensch sein und/oder ein Gegner expliziter Aussagen stoppen Sie die Lektüre JETZT!!!!!!!!!
Die Feinde einer zivilisierten, höflichen, kommunikativen Welt, die Info-Killer, die Zeit-Vernichter haben mir nämlich richtig zugesetzt. Ich würde so gerne mit den Tagedieben abrechnen, die am anderen Ende der Leitung sitzen, möglicherweise Kaffee schlürfen, sich gerade die Fußnägel feilen, oder die Nasenhaare stutzen.
Und wahrscheinlich mit starrem Blick auf den hüpfenden Hörer starren, der sich schlangengleich, zischend und wütend auf der Telefon-Gabel windet.
Wenn man so wie ich ewig lange sein Ohr an den Telefonhörer hält, und sich nichts als nerviges Tuten und furchtbare Konservenmusik in die Ohr-Gänge winden, wünscht man sich dringend die Rache-Axt schleifen zu können.
,,Alle Mitarbeiter sind im Augenblick besetzt. Halten Sie einen Stift bereit. Eine zuständige Person wird sich sofort melden… Alle Mitarbeiter sind im Augenblick besetzt. Halten Sie…” und so weiter und so fort.
F.U. . . FU. . .F.U. . .
So ging die Warteschleife vom städtischen Krankenhaus immer und immer weiter, ohne dass sich irgendetwas bewegte.
Außer meinem Puls.
Meine Frau hatte das Handy auf laut gestellt und wirbelte mit einem Putz-Utensil bewaffnet wirr durch unser Haus, während ich auf das Smartphone starrte und mich nur der hohe Preis des neuen Samsung davon abhielt, es mit einem Hammer zu zertrümmern. Oder den bereitzuhaltenden Stift in den Lautsprecher zu rammen, aus dem dauernd ,,Freude schöner Götterfunken” ertönte.
Armer Beethoven!
Allerdings: Zu dessen Zeit gab es noch keine Warteschleifen.
Das eisige Schweigen zwischen mir und meiner Frau wurde nach sage und schreibe einer halben Stunde Wartezeit von der Stimme der Krankenhaus-Sekretärin unterbrochen, die offensichtlich von ihrem Friseurbesuch ins Büro zurückgekehrt war und beschlossen hatte DEN EINEN Kunden des Tages glücklich zu machen.
Während ich meine Stimme hob, um meinen angesammelten Hass in eine Schimpftirade münden zu lassen, hörte ich mich selber freundlich einen Termin für meine Frau vereinbaren.
Meine Bildung hatte schlussendlich gesiegt!
Aber nur bis zur nächsten Warteschleife, verdammt nochmal!
F…U…
Nachdem mir Beethoven so richtig auf den Senkel ging, hörte ich während der langen Wartezeit das gesamte neue Album von ,,Get well soon”, das bezeichnenderweise den Namen ,,The horror” trägt.