Nur treue Menschen küssen Kleidungsstücke
Ich schreibe in meinem Blog ja ungern zweimal hintereinander über dasselbe Thema, aber heute muss es sein. Zu sehr wird dieser Monat von König Fußball reagiert. Habe kürzlich wieder einmal ein unsägliches Interview mit einem geistigen WM-Überflieger gehört. Amüsiert-irritiert-schlussendlich auch etwas konsterniert verfolgte ich das Gefasel.
Dann fiel mir plötzlich der legendäre Satz des deutschen Fußballers Andi Möller ein: ,,Vom Feeling her habe ich ein gutes Gefühl“.
Mir ging es da eben ganz anders: Mein Feeling wurde in Anbetracht des sinnfreien Gequatsche immer schlechter. Das Interview war unglaublich langweilig.
Wo er denn kommende Saison spielen würde, wurde der Spieler gefragt. Stand heute sei er bereits bei seinem Traumverein. (Der natürlich beim nächsten höherdotierten Angebot schlagartig ein anderer werden könne), aber im Fußball wisse man ja nie und so.
Im Zweifelsfalle, so der Sportler weiter, wisse aber sein Berater Bescheid.
Aha!
Während der Zeit des Trainingslagers ,so der Reporter weiter-sei viel von atmosphärischen Störungen innerhalb der Mannschaft die Rede gewesen. Was er denn dazu sage. Gar nichts, so die Antwort, er habe davon überhaupt nichts mitbekommen.( Wie auch, dachte ich bei mir, wenn man mit 22 anderen Kollegen wochenlang Tag und Nacht seine Zeit verbringt). Außerdem blende er im Sinne des sportlichen Erfolges sowieso alles andere aus.
Aha!
Während der Spieler also mit fokussiertem Blick Richtung Erfolg blickte bewegten sich seine Lippen weiter und weiter. Das Gelabere schien auch mit den nachfolgenden Fragen des bemühten Journalisten kein Ende zu nehmen. Mein Hirn hingegen hatte bereits genug Stoff gesammelt und meine Gedanken flogen weg von Russland heim nach Südtirol.
Ich stellte mir vor, wie meine Kellner im Hotel beim Frühstück mit den Hotelgästen das Menü für das Abendessen besprechen würden (und währenddessen immer wieder zum Zeichen ihrer Verbundenheit mit dem Hotel das Gartner-Logo auf ihrer Schürze küssten), dem Urlauber aber keine Garantie dafür geben könnten, ob sie ihm selbiges einige Stunden später auch servieren würden. Vielleicht hätte sie das Nachbarhotel am Nachmittag ja bereits mit einem höheren Gehaltsscheck gelockt!
Bis dahin würden sie aber selbstverständlich mindestens 120% für das Hotel Gartner geben.
Weiters sah ich mich schon mit dem Manager meines Barkeepers im Büro sitzen, die Zukunft meines Mitarbeiter inclusive eines eventuell drohenden Personal-Streiks besprechend . Was, wenn sich sein Marktwert schlagartig reduzieren würde, oder gar seine Gehaltsforderungen ins Unermessliche steigen. Mein Kontostand in Panama mit dem vielen Schwarzgeld drohte sich sofort um einige Millionen zu verringern. Mühsam verdientes Geld über viele Hotelsaisonen.
Schluchz!
Mir standen ob dieser Aussichten die Haare zu Berge. Trug ich vielleicht sogar selbst die Schuld an dieser potentiellen Gefahr? War ich mit meinen Leuten zu nachsichtig gewesen. Hatte ich die falschen Player verpflichtet?
Wieder fiel mir Dichter und Denker Möller ein: ,,Mein Problem ist, dass ich so selbstkritisch bin, auch mir selbst gegenüber“!
Wohl wahr! Wohl wahr!
Musikalisch tut sich im Hotel natürlich auch einiges: Lauschen Sie im Monat Juni bitte folgenden Alben:
Son Lux: ,,Lanterns“
Serpentwithfeet: ,,Soil“
Murder by Death: ,,Good morning,Magpie”
Sneaker Pimps: ,,Bloodsport