Nicht nur der Teufel trägt (manchmal) gerne Prada
Bin vergangene Nacht kaum zum Schlafen gekommen. Musste lesen, lesen und nochmals lesen. Ein wunderbares Buch der Literatur-Päpstin Elke Heidenreich mit dem Titel ,,Männer in Kamelhaar-Mänteln“.
Thema - wie sollte es bei dem Titel anders sein :
Natürlich Mode!
Kurze und sehr amüsante Geschichten über Kleider und Leute. Kein Wunder, man nicht schlafen, sondern immer weiterlesen möchte, wenn so bedeutungsvolle, honorige oder schrill-unterhaltsame Autoren wie Walter Benjamin, Mark Twain, Virginia Woolf oder Oscar Wilde zu Wort kommen und Sätze wie ,,Nackte Menschen haben wenig bis gar keinen Einfluss auf die Gesellschaft“
(Twain), ,,Kleidung hat viel wichtigere Aufgaben als uns nur warm zu halten, sie verändert unseren Blick auf die Welt und den Blick der Welt auf uns“ (Woolf), ,,Wer die Mode zu lesen versteht, kann lesen was kommt“ (Benjamin) und ,,Wenn man sich schlecht benehmen möchte, sollte man das in schmeichelhafter Kleidung tun“ (Wilde) von sich geben.
Grandios! Amüsant! Anregend!
In dem Buch geht es um spannende Figuren der Literaturgeschichte wie Goethes ,,Werther“, Bret Easton Ellis ,,American Psycho“, Flauberts ,,Madame Bovery“ oder Thomas Mann's ,,Felix Krull“. Alles Menschen die mit der Gleichung ,,Identität gleich Garderobe“ durchaus etwas anfangen konnten.
Und entsprechend lebten.
Falls sie es noch nicht wussten: Zu denen zähle ich mich in meiner Eigen-Betrachtung übrigens auch.
Also zu denen mit dem Verständnis für die Gleichung und der Identität und der Garderobe und äh…
Also nicht zu den literarischen Größen.
Wär ja noch schöner…
Halt! Stopp! Genug jetzt!
Bevor ich mich um Kopf und Kragen schreibe und mich des Narzissmus verdächtig mache gebiete ich mir jetzt selbst Einhalt.
Was ich eigentlich erzählen wollte ist der Effekt, den das Buch bei mir ausgelöst hat.
Nämlich Shopping - Lust exzessiv. Bin ja eh schon anfällig gegenüber allem was mit Ästhetik zu tun hat. Und kann mich dann beim Erwerb der schönen Gegenstände schwer zurückhalten. Und jetzt bekomme ich das Buch in die Hand und gemäß dem Pawlowschen Prinzip der Konditionierung lösten schon allein die Lektüre der ersten Seiten bei mir ein modisches Suchtverhalten aus. Der Mode - Teufel nahm mich also höhnisch lachend bei der Hand und führte mich in der Folge durch
gar einige Boutiquen.
Frau Heidenreich, auch wenn Sie es nicht wissen, aber Sie haben mir Übles angetan. Sie haben nämlich mitgeholfen mein Bankkonto zu plündern!
Habe mir jetzt eine (unglaublich schöne) Bordeaux-rote Lederjacke gekauft. War eigentlich zu teuer.
Aber nach der Lektüre dieses Buches.
Was soll's...
Und Schuhe. Passend zur Jacke. Und Kapuzen-Pullis. Trägt die Jugend… Man muss ja den Puls der Zeit fühlen.
Sonst altert man so schnell.
Oder?
Nicht?
Eben…
Außerdem noch ein Hemd.
Aber das war dann schon alles. Ehrlich! Schwöre…
So stark ist die Macht der Literatur dann auch wieder nicht. Man kann alles übertreiben.
Habe ich eigentlich schon erwähnt, dass das Buch wirklich gut ist?
Musikalisch bin ich aktuell auf folgendem Trip:
The flaming lips: ,,American Head”
Roisin Machine: ,,Roisin Machine”
Bill Callahan: ,,Gold record”
Pear Jam: ,,MTV-Unplugged”
Pete Josef: ,,I rise with the birds”