,,Lebt Die noch?“-Hannelore Elsner auf Besuch in Meran
Alle Jahre wieder finden im Spätsommer die Meraner Musikwochen statt. Viel Klassik, etwas Chanson/ Jazz und ein Funken Literatur. Dieser Funken wurde dieses Jahr von der ,,Grande Dame“ der deutschen Schauspielkunst Hannelore Elsner entzündet. Gemeinsam mit dem wundervollen Klavierspieler Sebastian Knauer widmeten sich die beiden im Rahmen einer Matinee der Figur und dem Schaffen Ludwig van Beethovens. Knauer hat dabei Spuren der Verbindung zwischen der Schriftstellerin Bettina von Arnim und eben Beethoven aus dem Briefwechsel zwischen den beiden Künstlern entnommen und zu einer von Hannelore Elsner vorgetragenen Textcollage kombiniert.
Eine wundervolle Symbiose.
Erstaunlich eigentlich, wenn man bedenkt, dass Hannelore Elsner noch Stunden vor ihrem Auftritt für tot erklärt worden war.
,,Lebt die noch?“ fragte mich noch am Vormittag ein Hotelgast , als ich ihm eröffnete, gleich der Veranstaltung beiwohnen zu wollen. Und dann beantwortete er seine Frage gleich selbst: ,, Nein, nein, die ist schon lange tot. Da bin ich mir ziemlich sicher!“.
Oh Schreck!
Ein plötzliches Trauergefühl wurde meiner habhaft. Hannelore tot, so plötzlich? Warum hat sie uns verlassen? Wieso hat mir das niemand mitgeteilt?
Und, etwas egoistisch-berechnend: Wer liest denn jetzt an ihrer Stelle?
Gott sei Dank gibt es ja das Internet und ein schneller Blick in die virtuelle Welt eröffnete mir, dass Frau Elsner nicht auf dem Weg in das Reich der Toten, sondern in den Kursaal von Meran war.
Gelobt sei Athene, die Göttin der Kunst, die Hannelore noch den Zugang zum Hades verwehrte!
Als dann die 75jährige Diva auf der Bühne erschien und einen äußerst lebendigen Eindruck hinterließ, erhaben auf einem Stuhl Platz nahm, ihre Brille zur Hand nahm und schon mit diesen kleinen inszenierten Gesten das Publikum in ihren Bann zu schlagen vermochte, viel ein großer Druck von mir ab.
Was folgte war große Kunst: die einfühlsamen Texte, die ergreifende Musik, die kleinen Allüren gepaart mit herrlicher Körpersprache.
Ich hätte Sie zweifelsohne vermisst an diesem wundervollen Vormittag in Meran, die große, unsterbliche Hannelore Elsner.
P: S.: Merke: Wer zu früh stirbt, ist viel zu lange tot!
Nach dem Konzert spielte in meinem Kopf noch Ennio Morricone sein ,,Lied vom Tod“.
Außerdem gab es noch das phantastische Album ,, American Dream“ von LCD Soundsystem, ,,A deeper understanding“ von War on Drugs und ,,Lang lebe der Tod“ von Caper.