Ja(pan) zu Europa! Völkerwanderung einmal anders…
Während der Sommer-Schulferien, die in Italien gefühlt acht Monate dauern, in Wirklichkeit mit zwölf Wochen auch nicht eben kurz ausfallen weilt meine 16 Jahre alte Tochter einige Zeit zum Sprachaufenthalt in Florenz. Als besorgter und liebevoller Vater habe ich mein Kind -unterstützt von meiner zweiten jüngeren Tochter- höchstpersönlich in die Toskana begleitet. Ich bin richtig gerne gefahren, voller Vorfreude auf den einen gemeinsamen Tag und die eine Nacht in der Stadt in der ich selbst vor dreißig Jahren meine Studien (mehr in Bezug auf das süße Leben denn auf die Jurisprudenz) begonnen habe. Ganz wichtig dabei die Aussichten auf das äußerst unterhaltsame Vater-Töchter - Ding mit viel Geplauder, Lachen, Geblödel und natürlich aufregenden gemeinsamen Shopping-Exzessen. Und dann die toskanische Küche…Mjam…
Alles super also! Alles? Fast alles…
Ein bisschen gefehlt haben mir nämlich die Florentiner bzw. generell die Italiener. Wo sind sie denn hin die glutäugigen, schwarz gelockten durchgestylten Südländer? Und wer hat die Toskana zum japanischen Außenposten werden lassen? Sind Tokio, Kyoto, Nagoya aktuell eigentlich noch bewohnt? Wer bewacht das Kernkraftwerk von Fukushima wo doch Millionen wuseliger wild fotografierender Asiaten gerade flink durch Florenz eilen?
Globalisierung und Völkerwanderung sind aktuell wichtige Themen, die natürlich medial entsprechend aufgearbeitet werden. Warum spricht aber niemand von der gelben Gefahr, die ihre Handys und Kameras hunderttausendfach an ,,selfie-sticks“ befestigt und in den toskanischen Abendhimmel hält, dabei abwechselnd kreischt oder sich plötzlich aus unerfindlichen Gründen verbeugt und leise vor sich hin kichert?
Sogar meine Lieblings-Boutique „Luisa Via Roma“ scheint dekorationstechnisch mittlerweile einem Manga -Comic entsprungen zu sein, von der japanisch-futuristisch angehauchten Ware gar nicht zu sprechen.
Ein Kulturschock!
Glücklicherweise konnte ich meine Töchter am Abend noch in eine florentinische trattoria ausführen, wo- man höre und staune- italienische Küche gepflegt wurde. Also kein ,,crossover“, kein Büffelmozzarella Sushi oder ,,bistecca alla fiorentina“ in Algen gewickelt.
Grazie a dio!
Bin im Übrigen gespannt, ob meine Tochter nach den drei Wochen Florenz auch ein bisschen japanisch spricht. Vielleicht sogar mit florentinischem Akzent… Die Welt stünde ihr ohne Zweifel offen!
Sayonara!