Ich hab Angst vorm Fliegen
Was waren das für Zeiten, als Fliegen noch Spaß gemacht hat. Sich in ein Flugzeug zu setzen und in ein fremdes Land, eine aufregende Stadt zu reisen hatte etwas Abenteuerliches und, ja, auch etwas Exklusives an sich.
Wie immer natürlich Beinfreiheit ausgenommen!
Ich kann mich noch an Flüge erinnern während derer sich meine Lungen an einer Schachtel Zigaretten erfreuen durften. Damals, als ich noch ein Marlboro-Men war. Heute rauche ich nicht mehr und - was die Flugzeit anbelangt - habe ich auch das Essen eingestellt. Könnte es vielleicht daran liegen, dass die unvermeidliche ,,piccata alla milanese‘‘, die offensichtlich zum kulinarischen Standartprogramm der unterschiedlichsten Fluglinien gehört immer und immer wieder meinen Gang zur geräumigen und äußerst gemütlichen Bordtoilette beschleunigt hat?
Die Antwort lautet: Ja, ja und nochmals ja!
Ich kann sie nicht mehr sehen, die furchtbaren Hühnerschenkel, die verkochten Spaghetti, das tiefgekühlte Brot (innen kalt, dafür außen matschig weich), der sehr Apfel lastige Obstsalat (außer Äpfel noch ein kleines Stück Dosen-Ananas, da kommt vitaminreiche Freude auf!). Ich kann all diese Feinheiten der internationalen Kulinarik nicht nur nicht mehr sehen, ich kann sie auch nicht mehr schmecken, vor allem aber kann ich sie nicht verdauen.
Auf meinem letzten Flug mit Lufthansa habe ich mich gefragt, ob die streikenden Mitarbeiter ihren Arbeitgeber nicht nur um seine finanzielle Basis gebracht, sondern auch noch sein Lebensmittel-Lager für private Zwecke geplündert haben.
Zum Glück konnte ich der unfreundlichen Stewardess (im Nebenberuf meiner Meinung nach Gefängnis-Wärterin in einem Hochsicherheitstrakt) während eines kurzen Augenblicks der Unachtsamkeit eine Dose Coca Cola Zero entwenden, so konnte ich wenigstens meinen Durst stillen.
Ich weiß es klingt jetzt kindisch, aber der Diebstahl verschaffte mir auch etwas Genugtuung.
So nach dem Motto: Yes, I can !!!!
Zur Ehrenrettung der Lufthansa-Mitarbeiter muss allerdings gesagt werden, dass ihre Kollegen bei Ryan-Air auch nicht kompetenter sind. Und wissen Sie was? Die bei Lufthansa sprechen besser Deutsch.
Man kann ja auch nicht alles verlangen, wenn ein Schafhirte aus der hohen Tatra plötzlich zum Ryan-Air-Flugbegleiter befördert wird. Aber immerhin, die Kommunikation auf Slowakisch klappt reibungs-(Los).
Tolles Wortspiel, nicht?
Reibungs-(Los)… Ich lach mich schlapp! Erstaunlich angesichts der Tatsache, dass ich noch nie Glück mit den tollen Rubbellosen hatte, die das freundliche Personal auf jedem Ryan-Air-Flug im Rahmen einer Lotterie feilbietet. Noch besser gefällt mir nur der Fanfaren-Stoß am Ende jedes Fluges, der lautstark durch die Flugzeug-Boxen dröhnt.
Zum Glück gibt`s bei Ryan-Air nix zu Essen!
Um mich selbst von meinem Hunger-Gefühl auf Langstreckenflügen abzulenken höre ich:
Night Beats: ,,Who sold my generation“
Fat white family: ,,Songs for our mothers”
Adam Angst: ,,Adam Angst”