Fluchen, Hupen, Philosophieren: Aus dem Leben eines römischen Taxifahrers
Vergangene Woche befand ich mich auf Kurztrip in Rom. Was für eine wunderbare Stadt! Kunst in Hülle und Fülle, phantastisches Essen und wunderbarer Wein. Dazu auch noch grandioses Wetter. Und die Frauen waren sowieso (heißblütig) schön.
Che bella vita!
Was will man mehr?
So weit, so gut, so oberflächlich… Und auch ein bisschen langweilig.
Nachdem ich jetzt meinen touristischen Plattitüden-Teil erfüllt habe und dieser Blog ganz sicher nicht langweilig werden soll, wollen wir uns einem Thema zuwenden, das die ewige Stadt und das dortige Leben wie kaum sonst etwas widerspiegelt und einen echten Eindruck vom römischen Dasein vermittelt: Dem Straßenverkehr und seinen Hauptdarstellern.
Immerwährender Stau, Abgase, Chaos, Lärm, schwer in Mitleidenschaft gezogene Straßen… Geparkt wird in zweiter und dritter Reihe.
Wen kümmert's?
Und mitten drin regieren sie, die ungekrönten Könige Roms, die wie Phönix aus der Asche auftauchen, wann immer man ihrer bedarf, die alles wissen und jeden kennen, die sonst nichts, dafür aber das Leben an sich in all seiner Vielfalt verstanden haben:
Die Taxifahrer!
Was für Philosophen, was für Proleten, was für Besserwisser… Herrlich
Auf meinen zahlreichen Fahrten durch Rom hatte ich ausreichend Gelegenheit mich mit den Fahrzeug-lenkenden Haderern, Weltverbesserern und Analysten auszutauschen.
,,Roma o Lazio", die Frage schlechthin, das Maß jeder römischen Existenz. Die Zukunft wird in Fußball-Einheiten abgewogen. Und die Frage aller Fragen allein bestimmt den weiteren Verlauf des gerade erst zustande gekommenen Kontakts zwischen dem ,,tassista" und dem Fahrgast.
Oh, glückliches Rom, das Du offensichtlich keine größeren Sorgen hast, als den Sieger des nächsten Stadt-Derbys im verbalen Vorlauf zu ermitteln.
Flüche über korrupte Politiker, das marode Land, die Steuern… (Manaccia, va fan culo, che palle, che cazzo…) Dazwischen eine spöttische Bemerkung über eine in die Jahre gekommene Teilnehmerin am Stadtverkehr mit der in den Raum gestellten Frage, wie lange das Erden-Dasein der gefährlich lenkenden Seniorin noch währen würde (,,Bei dem Aussehen und dem Fahrstil keine fünf Tage mehr…"). Wartezeiten auf Handwerker, Affären mit gefährlichen Damen, Reisen in die Berge und der unsägliche Strandurlaub im August… Die wirklich wichtigen Themen wurden alle behandelt.
Respektlos, ungebildet und brutal (unterhaltsam)…
Im nächsten Leben würde ich gerne ein Taxi lenken.
Wo?
In Rom natürlich.