Es lebe das Klischee! Südtirol, Du Land der Träume
Neulich war ich bei einem Kabarett-Abend mit dem deutsch-türkischen Comedian Kaya Yanar. Das Programm nannte sich ,,Planetarium Deutschland” und beschäftigte sich mit ,,allem was typisch deutsch ist”.
So weit, so unterhaltsam.
Und so gefährlich…
Nachdem ich als Gastgeber und Hotelbetreiber hauptsächlich deutsche Urlauber beherberge, habe ich bei der Veranstaltung natürlich nicht gelacht, weder als es um die ,,unglaubliche Nähe der Deutschen zu ihren Haustieren” ging, noch als sich Yanar humoristisch mit dem ,,krankhaften Verhalten des Bundesbürgers auf deutschen Autobahnen” auseinandersetzte. Erst beim interaktiven Teil der Veranstaltung im direkten Kontakt mit dem internationalen Publikum (das Kabarett fand in Wien statt und im Publikum saßen Schweizer, deutschsprachige Inder, Bosnier, Italiener, Polen, Spanier, Russen und sogar Chinesen…) huschte ein vorsichtiges Lächeln über meine Lippen.
Womit wir endlich (Mann, ich werde auch immer geschwätziger…) beim eigentlichen Thema wären!
Am Abend in Wien war ich - neben leichtem Amüsement - vor allem ziemlich irritiert (um nicht zu sagen angepisst), dass sich der Unterhaltungskünstler mit all den oben genannten Völkern beschäftigte und seine Scherze mit deren Eigenheiten - auch im Vergleich mit Deutschland - trieb, dabei aber das wohl wichtigste aller Länder vergaß:
SÜDTIROL, SÜDTIROL, das Land der Träume
Aber hallo! Gerade bei uns, im selbsternannten Paradies, gäbe es so viel Stoff für einen derartigen Abend!
Unser legendärer Opportunismus (siehe: erster Teil des blogs), von dem Mama Österreich und Papi Italien ein gutes Lied singen könnten. (Für alle Nicht-Historiker unter meinen Blog-Lesern: Bitte unter Wikipedia. Teilung Österreichs nach dem 1.Weltkrieg nachschauen!)
Unsere beispielhafte Liebe zum eigenen Land und erst der dazugehörige Stolz. Beispiel: Südtiroler im Ausland, sagen wir mal im Amazonas-Dschungel im Kontakt mit einem Eingeborenen: ,,Was Sie kennen Südtirol nicht? Unglaublich! Das kann doch nicht wahr sein!”
Dabei ist es doch nirgendwo so schön wie bei uns. Und erst das Essen...Mjam, mjam mjam.. Und das Wetter: Mindestens 400 Tage im Jahr Sonne…
Unser Geschichtsverständnis: Mit breiter Brust haben wir allen geglückten oder nicht geglückten Unterwanderungen erfolgreich getrotzt. Ob Bayern, Franzosen oder Italiener, keiner konnte unserer Identität auch nur den geringsten Kratzer zufügen!
Außerdem: Andreas Hofer war ein Heiliger!
Unser Traditionsbewusstsein: Wir sind vollkommen offen für alles Neue, solange sich nur nichts ändert!
Ach es gäbe noch so Vieles zu sagen, was das schönste, beste und unterhaltsamste Land der Welt anbelangt!
Und all das hat Kaya Yanar ignoriert!
Haben wir denn gar kein Recht darauf verarscht zu werden?