,,Che bella domenica” oder ,,Mittendrin statt nur dabei”
Das Leben kann manchmal wie eine Kabarett-Aufführung sein. Hängt vom Moment ab. Von der persönlichen Sichtweise.
Und natürlich vom Humor.
Vergangenen Sonntag unternahm ich mit meiner Frau einen Ausflug in ein nahes Ski- und Wandergebiet. Es hatte erst kurz zuvor geschneit, die Sonne schien vom Himmel, die Luft war klar und die Temperatur war angenehm.
Eigentlich hatte ich nicht so viel Bock auf schönes Wetter und auf Kontakt mit Frischluftfanatikern. Mir stand der Sinn mehr nach einer ausgedehnten und ruhigen Runde Sport-Fernsehen. Bundesliga PUR um 10 Uhr, Fußball-Doppelpass um 11 Uhr, jeweils auf DSF, alpiner Riesenslalom der Herren um 12.30 im ORF und danach ein bisschen lesen und Musik hören bis weitere Sportsendungen meinen Puls in die Höhe treiben würden.
Meine Frau aber war dagegen. Aktiv-Sport war angesagt! Und so kam es auch.
Eine Viertelstunde später standen wir - spät, aber doch - an der Talstation des Ausflugziels.
Toll!
Ich freute mich mittlerweile auf den schönen Wintertag in den Bergen.
Das Problem war nur, dass das auch gefühlt 1000 andere Menschen taten. Und das bei einer Mini-Seilbahn deren Verfassungsvermögen nur wenig über das eines Fiat 500 hinausreichte.
Ich warf meiner geliebten Frau einen vorwurfsvollen Blick zu und murmelte etwas von: ,,Ich habe es Dir ja gleich gesagt. Wir sind viel zu spät gestartet.” Beschämt blickte mein Weib zu Boden. ,,Na ja, mag sein. Aber bleib cool, das geht sicher schnell. Entspann dich!”
Und das tat ich dann auch. Genau 40 Sekunden lang.
Dann kamen sie.
Zwei italienische Urlauberfamilien bestehend aus den jeweiligen Elternpaaren, einem Opa und sechs Kinder.
Ab jetzt war Schluss mit Sonntags-Vergnügen, Ruhe und Erholung.
Der Albtraum (ALPEN-Traum) begann. Und zugleich auch das Kabarett.
Nachdem ,,la mamma” stellvertretend für die gesamte Bande an der Kasse angestanden hatte, kam dann der Rest der italienischen Gruppe und kämpfte sich unter Gebrauch ihrer Ellbogen durch die wartenden Ausflüglern. ,,Scusi”, ,,Permesso”, ,,Mi dispiace”… Ein Teil der Italiener war mit Skiern bewaffnet, die anderen mit Schlitten. Zwei Etagen unter den kleinwüchsigen, sehr laut miteinander kommunizierenden Urlaubern kläffte ein haariges Hunde-Ungetüm.
Entsetzt teilte sich die Menge um Platz für die Gäste zu machen. Einige begannen bereits intensiv zu beten, dass ihnen eine Fahrt mit der Horror-Familie in der Mini-Gondel erspart bleiben möge.
Darunter auch ich!
Gott der Herr hatte aber an diesem schönen Sonntag kein Einsehen mit mir.
Gemeinsam mit den elf vergnügten Italienern schwebten wir in die Höhe. Trotz der Lautstärke von 110 Dezibel konnte ich kurz etwas schmunzeln, als ich Mini-Opa beim vergeblichen Versuch beobachtete den an der Decke der Bahn befestigten Leder-Riemen zu erreichen, der zum Festhalten während der Fahrt dient.
Dann waren wir endlich an der Bergstation angekommen, wo die Sonne langsam begann sich hinter den Bergen zu verabschieden.
Was für ein schöner Sonntag!
Was für eine tolle Unterhaltung.
Ich liebe Kabarett!
Aber noch lieber mag ich Bundesliga!