Auf der Jagd: ,,Schnalstaler Zen-Impressionen“
Eigentlich ist es ja zum Schämen! Da lebt man jahrzehntelang in Südtirol, spricht jeden Tag mit Freunden, Bekannten, Nachbarn und Geschäftspartnern, liest die lokale Presse und informiert sich als Touristiker natürlich regelmäßig über alle Neuerungen. Und dann bekommt man die besten Tipps von den Urlaubern.
Rums… Das muss man erst mal verkraften!
,,Was sagen Sie eigentlich zu dem herrlichen Jagd-Parcour im Schnalstal? Ist der nicht cool?’’ fragte mich jüngst ein Hausgast.
Meine Antwort fiel bescheiden aus: ,,Äh, na ja, eigentlich, wenn ich genau darüber nachdenke, glaub ich…
Tja.. Blöd gelaufen!
Ich hatte schlicht keine Ahnung wovon der gute Mann sprach.
Seit gestern allerdings weiß ich was Sache ist.
Kurzinfo: Im Schnalstaler Katharinaberg kann man sich beim „Moarhof“ Pfeil und Bogen ausleihen und sich dann über Stock und Stein, über wunderbar grüne Wiesen, durch dichten Wald und über kleine Bäche auf die Jagd nach Gummitieren (Hirsche, Murmeltiere, Gämsen, Bären,Hasen etc.) begeben ,welche auf insgesamt zwanzig Stationen entsprechend abschußgerecht in Szene gesetzt wurden.
Herrlich! Was für ein Spaß! Ich habe mir geschworen, ich mache meine anfängliche Unkenntnis wieder gut, indem ich dieses Erlebnis wirklich jedem anpreise, der nur annähern den Funken eines Interesses für derartige Freizeitgestaltung aufbringt.
Es zahlt sich nämlich wirklich aus, für große wie für kleine Kinder! Ich war mit Frau und Tochter dort und fühlte mich -nach den ersten erfolgreich gestalteten Schießerlebnissen entsprechend motiviert- in die Steinzeit zurückversetzt. Der Mann als Jäger! Ich kann meine Familie selbst ernähren. Wenn das nicht gut fürs Ego ist!
Wem der Spaß zu archaisch erscheint, dem sei der Rundwanderweg als Naturerlebnis ans Herz gelegt. Dazu fällt mir der Buch-Klassiker des deutschen Universitäts-Professors Eugen Herrigl: „ZEN in der Kunst des Bogenschießens“ ein, den ich vor langer Zeit mal gelesen habe. In diesem Werk geht es nicht nur um ein treffsicheres Hantieren mit Pfeil und Bogen sondern vor allem um buddhistische Meditation.
Und glauben Sie mir, in Katharinaberg ist auch dafür durchaus Platz!
Das wissen Sie spätestens dann, wenn Sie nach dreistündiger Wanderung zum Moarhof-Parkplatz zurückkehren und auf den Herrn des Parcours treffen, dem tiefenentspannten Valentin Müller. Ich weiß nicht ob sich der Mann mit Spiritualität ,,made in China’’ befasst, aber eines ist sicher: Wer ein „game of throne-T-shirt’’ trägt so wie Müller am Tag unseres Besuchs,der dürfte die Kunst des Lebens durchaus verstanden haben.