Angst davor ein Stuhl zu werden
Alle Jahre zur selben Zeit treffen Sie sich wieder, die Designer, die Kreativen, die Einrichter und die Hipster aus Nah und vor allem Fern (Ost). Ort des Geschehens: Mailand: ,Salone del mobile“: Die Adresse schlechthin wenn es um das heißeste und neueste am internationale Möbelmarkt geht. Im Gepäck der Aussteller und Anbieter: Das ultimative Wohn-Glück in Stuhl-Bett-Teppich- Couch- Schrank-Bad-Fliesen-Vorhang-Form. Das Dorado für Home-Ästheten und Styling-Extremisten. Und mittendrin: Meine Frau und Ich. Hotelbetreiber auf der Suche nach DEN Neuheiten, die dann Tränen der Freude in die Augen der Gäste treiben.
Der Weg ins Design-Paradies war allerdings steinig und hart. Zunächst galt es nämlich die Vorhölle in Form des Messe-Hotels zu durchschreiten. Zum Preis einer Innenstadt-Penthouse-Wohnung (gekauft, nicht gemietet!!!) wurden wir im Vorort Rho (ist genauso schrecklich wie es sich anhört und steht im Verdacht eine Städte-Wohlfühl-Partnerschaft mit Gelsenkirchen zu pflegen) in der hoteleigenen Abstellkammer untergebracht, aber egal: Schließlich ist ja Messe und da heißt es die Wohn-Ansprüche etwas zurückzuschrauben, auch wenn die Vier-Sterne-Klassifikation der Unterkunft wahrscheinlich ausschließlich auf gute Kontakte der Hotel-Direktion mit der örtlichen Mafia zurückzuführen war. Der Geruch im Zimmer ließ auf jeden Fall den Verdacht aufkommen, dass verwesende Leichen hinter dem Kopfteil des Bettes abgelegt worden waren. Sie wissen schon: ,,Der Pate I-III“ und so…
Aber nun Schluss mit kriminellen Spekulationen und zurück zum eigentlichen Thema: Die Möbelmesse. Eines schon mal vorab. Die Veranstaltung ist ein Hammer! Das Angebot äußerst umfangreich, innovativ, und vielfach so spacig-abgefahren wie wir es eben gerne mögen. Das Überangebot an erwerbbaren Sitzgelegenheiten (vulgo: Stühlen) hat mir zwar in der Folgenacht Alpträume beschert (Ich glaub ich werde ein Stuhl…), aber sei‘s drum, die gefühlt 500.000 Asiaten, die durch die Messestände wuseln und im Übrigen dauerfotografieren müssen ihre kleinen Popos ja irgendwo parken.
Tipp: Die Kopien der fotografisch festgehaltenen Möbel können Sie übrigens schon bald für kleines Geld beim Chinesen ihres Vertrauens erwerben.
Für den Rest der design-bewussten Welt gibt es Vasen, Couchen und Liegen aus Recycling-Material, fellbespannte Wände (die 70er-Jahre lassen grüßen…), bunte Silikon-Puffer, und, und, und… Farbenfrohe Badezimmer werden laut aktuellem Trend im lässigen Industriedesign eingerichtet. Cool und jung, zweckmäßig und modern!
Wenn Sie jetzt neugierig geworden sind, ob sich der Ausflug für uns gelohnt hat, die Antwort lautet: Na klar doch! Abgesehen vom Sportprogramm (laut i-Phone-App haben wir an einem Tag 15 km auf dem Messegelände zurückgelegt) waren wir auch sehr kauf-freudig. Die Ergebnisse gibt es demnächst im Hotel zu sehen!
Unglaublich aber wahr: Es sind auch Stühle darunter!